Gong Fu Cha: Eine Woche der Entdeckung – Tradition, Kunst und Philosophie der Teezeremonie

In der letzten Woche haben wir in unserer WhatsApp-Gruppe eine spannende Themenwoche rund um Gong Fu Cha veranstaltet. In einer Gruppe leidenschaftlicher Teeliebhaber, die schon tief in die Kunst des Tees eingetaucht sind, haben wir unser Wissen und unsere Erfahrungen über diese traditionelle Zubereitungsmethode geteilt und vertieft. Der folgende Blogbeitrag ist das Ergebnis dieser intensiven Diskussionen und gibt einen Einblick in das, was wir während der Woche gelernt haben. Die Antworten und Gedanken aus der Community spiegeln wunderbar wider, wie vielfältig und persönlich die Praxis des Gong Fu Cha sein kann. Besonders der Mehrwert von Gong Fu Cha wurde immer wieder hervorgehoben: Es ist nicht nur eine Methode der Teezubereitung, sondern eine Erfahrung für Körper und Geist, die Achtsamkeit, Ruhe und innere Balance fördert.

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Was ist Gong Fu Cha?

Gong Fu Cha (工夫茶) bedeutet wörtlich „Tee mit Geschick zubereiten“. Es ist eine chinesische Teekunst, die Präzision, Hingabe und Geduld erfordert. Im Gegensatz zu anderen Zubereitungsmethoden, bei denen der Tee einfach in eine Tasse gegeben und mit Wasser übergossen wird, geht es beim Gong Fu Cha darum, das Maximum aus den Teeblättern herauszuholen. Dafür werden kleine Mengen Tee in kleine Kannen oder Gaiwans (traditionelle, lidded Teetassen) mit genau abgestimmtem Wasser und mehreren Aufgüssen zubereitet.

Eine Stimme aus der Community bringt es auf den Punkt:
“Gong fu bedeutet für mich Zeit mit mir selbst, ein Blick in die Tiefe, was in mir selbst los ist, der Genuss von der Zeremonie und dem Tee selbst. Ein Zuhause schaffen, das du überall hast, wenn du Tee trinkst.”
Diese persönliche und achtsame Erfahrung steht für viele von uns im Mittelpunkt der Teezeremonie. Es geht nicht nur um den Tee, sondern um die Stille, die diese Praxis mit sich bringt.

Die Geschichte hinter Gong Fu Cha

Die Wurzeln von Gong Fu Cha liegen in den südlichen Regionen Chinas, insbesondere in den Provinzen Fujian und Guangdong, wo diese Methode vor Jahrhunderten entwickelt wurde. Besonders bekannt wurde sie durch die Oolong-Tees dieser Regionen, wie Tie Guan Yin und Da Hong Pao. Der Tee wurde nicht nur für den persönlichen Genuss zubereitet, sondern auch als Zeichen von Respekt und Wertschätzung gegenüber Gästen und höheren Ständen.

In der Gruppe wurde besonders die tiefe Verbindung zwischen Tee und Kultur beleuchtet. Die Zubereitung des Tees galt lange Zeit als eine Meditationspraxis und als Kunst, die sowohl körperliche als auch geistige Präsenz erforderte. Für viele Teemeister war es nicht nur ein Prozess des Genusses, sondern eine Möglichkeit, sich mit der Natur und der eigenen inneren Ruhe zu verbinden. “Gong fu bedeutet für mich der Ruhepol des Tages. Ich freue mich täglich darauf. Vergesse da wirklich den Rest der Welt. Nur Tee und ich. Ich entspanne und schöpfe Kraft.” – so beschreibt es ein Mitglied der Community.

Die Philosophie hinter Gong Fu Cha

Ein Schlüsselbegriff bei Gong Fu Cha ist Gong Fu (工夫), was nicht nur „Fertigkeit“, sondern auch „Hingabe“ bedeutet. Die Zubereitung eines Tees wird nicht einfach als schnelle Aufgabe betrachtet, sondern als eine Form des Kunsthandwerks, bei der Geduld und Genauigkeit gefragt sind. Es geht darum, die optimale Balance aus Wasser, Zeit, Temperatur und Teeblättern zu finden.

In der Gruppe haben wir den meditativen Aspekt der Teezeremonie besonders hervorgehoben. “Ich finde die Vorstellung schön, sich wirklich mal bewusst Zeit zu nehmen,” sagte ein Community-Mitglied. “Hier (im Westen) ist alles darauf ausgelegt, dass jeder Aufguss gleich schmeckt. Man kann hier zwar auch variieren, jedoch ist es etwas anderes, günstigen losen Tee oder gar Beuteltee zu nutzen, als wirklich einen guten losen Tee zu genießen und die richtige Balance für sich persönlich rauszuarbeiten.”
Die Praxis des Gong Fu Cha fordert uns heraus, den Alltag hinter uns zu lassen und uns in der Zeremonie selbst zu finden. Es ist ein Moment der Achtsamkeit und der Verbindung zu uns selbst.

Die Rolle der Utensilien in Gong Fu Cha

Ein weiteres spannendes Thema war die Wahl der Utensilien. Wie wir in der Gruppe festgestellt haben, spielt die Auswahl der richtigen Werkzeuge eine zentrale Rolle. Besonders die Yixing-Tonkanne, bekannt für ihre Fähigkeit, Aromen über die Jahre zu entwickeln, wird häufig für Oolong-Tees verwendet. Der Gaiwan, eine kleine Tasse mit Deckel, eignet sich perfekt für die Zubereitung von grünen und weißen Tees, da er eine bessere Kontrolle über die Temperatur des Wassers ermöglicht.

Das Feedback aus der Community zeigt, wie sehr sich die Wahl der Utensilien personalisiert:
“Ich habe jeweils eine Yixing Kanne für Shou und eine für Sheng Pu Er. Noch eine nun für Liu Bao.” Ein anderes Mitglied berichtet: “Bisher habe ich für Oolong gern Porzellan Gaiwans genommen. Habe mich aber von einem netten Herrn 😉 inspirieren lassen, nun auch Ton zu verwenden. Probiere ich heute noch aus.” Diese Vielfalt zeigt, wie die Auswahl der Utensilien den persönlichen Tee-Genuss intensiviert.

Die Kunst der Aufgüsse: Mehr als nur Tee

Gong Fu Cha ist bekannt dafür, dass mehrere Aufgüsse eines Tees gemacht werden – manchmal bis zu 20. Jeder Aufguss entfaltet andere Aromen und Nuancen, was die Zeremonie zu einem dynamischen und vielschichtigen Erlebnis macht. In unserer Gruppe wurden verschiedene Tees und deren Aufgüsse getestet. Oolong-Tees, wie Tie Guan Yin, entfalten ihre ganze Tiefe erst mit mehreren Aufgüssen. Der zweite oder dritte Aufguss kann bereits intensivere, vollmundigere Aromen hervorrufen.

“Ich beschäftige mich jetzt erst seit kurzem intensiv mit diesem Thema. Ich finde es schön, sich bewusst Zeit zu nehmen und den Tee in Ruhe zu genießen,” sagt ein Mitglied der Community, und viele von uns teilen diese Erfahrung, dass mit jedem Aufguss neue Facetten des Tees entdeckt werden. Gong Fu Cha wird somit zu einer Reise, bei der jeder Aufguss ein neues Kapitel im Tee-Erlebnis darstellt.

Wasser und Temperatur: Der Schlüssel zum Tee-Erlebnis

Kein Thema konnte den Austausch so intensiv anregen wie das Thema Wasser. In der Gruppe wurde diskutiert, dass die Wahl des richtigen Wassers ebenso entscheidend ist wie die Wahl des Tees. Weiches Wasser eignet sich gut für Oolong-Tees, während Mineralwasser den Geschmack von Pu-Erh-Tees betont. Aber auch die genaue Temperatur des Wassers hat einen enormen Einfluss auf das Endergebnis. Jeder Tee hat seine eigene ideale Temperatur, die oft nur wenige Grad von der optimalen Temperatur abweicht, was den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Tee ausmachen kann.

Tradition und Innovation: Die Zukunft von Gong Fu Cha

Am Ende der Woche haben wir auch die modernen Ansätze des Gong Fu Cha diskutiert. Manche Mitglieder experimentieren mit neuen Teesorten oder unkonventionellen Utensilien, wie Glas- oder Edelstahlkanne. In unserer Gruppe herrschte jedoch ein Konsens, dass die Tradition und das Handwerk des Gong Fu Cha nicht verloren gehen dürfen, um den spirituellen und meditativen Wert der Zeremonie zu bewahren. Doch der Spaß am Experimentieren und die Freude am Entdecken neuer Aromen können durchaus Teil der modernen Interpretation dieser Teekunst sein.

“Für mich spiegelt die Tätigkeit des Gong Fu Cha eine Lebensweise wider, die wir in buddhistischen Schriften finden können,” sagt ein weiteres Mitglied der Community. “Es ist eine Abfolge von achtsamen Momenten, die uns in oder aus dem Alltag führen können. Der Tee ist dann das Wasser, die Kanne, der Dampf, man selbst. Es ist eine ganz eigene Erfahrung, die Achtsamkeit, Dankbarkeit und Mitgefühl fördert.”

Fazit: Gong Fu Cha als Erfahrung für alle Sinne

Die Themenwoche hat einmal mehr gezeigt, dass Gong Fu Cha weit mehr ist als nur eine Methode der Teezubereitung – es ist eine Erfahrung für alle Sinne. Vom ersten Kontakt mit den Teeblättern bis zum letzten Aufguss entfaltet sich eine Reise durch Geschmack, Aromen und Texturen, die tief mit Tradition, Handwerkskunst und Philosophie verwoben ist. Auch wenn viele in der Gruppe bereits Experten sind, bleibt Gong Fu Cha eine unerschöpfliche Quelle der Entdeckung und des Genusses.

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Außerdem kannst du dich mit uns und anderen Tee-Enthusiasten in unserer WhatsApp-Gruppe austauschen. Hier teilen wir regelmäßig neue Erkenntnisse, Erfahrungen und interessante Diskussionen rund um die Welt des Tees. Komm vorbei und sei Teil unserer Tee-Community!

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