Hochsensibilität und der Tee

Etwas 15-20% der Bevölkerung ist Hochsensibel, Tendenz steigend. In dem Artikel erfährst Du was das ist, warum es keine Krankheit ist, sondern vielleicht Deine Superpower sein kann und wie Tee Dir helfen kann besser damit umzugehen. Ausserdem verrate ich Dir wie Du als normal Sensibler Mensch Dein Potenzial anpassen kannst.

 

Was ist Hochsensibilität?

Etwa 15 – 20% der Bevölkerung sollen Hochsensibel sein.

Unter Hochsensibel versteht man Menschen, die besonders feinfühlig und sensibel sind. Oft werden diese Menschen als Sensibelchen benannt, da sie besonders tief fühlen und wahrnehmen können. Schnell werden äußerlich Reize, Worte oder Stimmungen zu viel für diese Menschen.

Ich selbst merke oft an mir, dass ich die schlechte Laune anderer fast körperlich spüren kann. Worte wie “Hab dich nicht so”, “Sei doch nicht so empfindlich” tragen nicht gerade zur  Besserung bei. Sie führen dazu, dass ich mich zurückziehe und allein sein möchte.

 

Wie erkennst Du, dass Du vielleicht auch Hochsensibel bist?

  • Fühlst Du Dich oft fehl am Platz?
  • Smalltalk ist Dir ein Graus?
  • Du hast einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn? Ungerechtigkeit geht bei Dir sehr tief und Du willst diese lösen?
  • hast Du vielleicht komplexe Gedankengänge und ausgeprägte Träume?
  • Vielleicht möchtest Du es allen Recht machen
  • vielleicht bist Du besonders kreativ, singst, malst, bastelst
  • Du spürst, wenn es anderen nicht gut geht, fast körperlich
  • Du beschäftigst Dich viel mit Spiritualität und suchst einen Sinn in deinem Leben
  • alles was Du tust hat einen Sinn (z.b. die Playlist für den Abend, Songs und Texte passen gerade zu Deiner Lebenssituation), die Gestaltung deines Zimmers wird mit Items versehen, die für dich besonderen Wert haben oder Geschenke an andere sind besonders sorgfältig und mit viel Bedeutung ausgewählt.
  • Du machst Dir Gedanken, wie es Deinen Mitmenschen geht und kannst schwer “NEIN” sagen
  • Du empfindest grelles Licht, viele Menschen, laute Geräusche oder starke Gerüche (in meinem Fall sind diese nicht mal sehr stark) schnell als Belastung

Das sind nur ein paar Merkmale, jedoch kann man hier klar erkennen, worauf das hinausläuft. Weltweit sind eher Frauen betroffen als Männer. Betroffene Männer werden schnell als Weicheier bezeichnet und als Softies abgestempelt.

Ist das Normal?

In den letzten Jahren kommt es immer mehr zur Hochsensibilität, wie die Wissenschaftler feststellen. Diesem Thema wird in der Wissenschaft deshalb immer mehr Beachtung geschenkt. Das finde ich sehr gut, Betroffenen kann dann schneller geholfen werden. Denn wer wirklich sensibel ist, wird oft von seinem Umfeld belächelt und ausgegrenzt.

Arbeit kann schnell überfordern und als Überforderung gesehen werden. Um Hochsensiblen Menschen helfen zu können, werden aktuell immer mehr Studien zu diesem Thema durchgeführt.

Lasst mich einmal klarstellen, dass Hochsensibilität keine Krankheit ist und weggemacht oder therapiert werden sollte. Es kann auch ein Segen sein. Denn diese Menschen sind oft sehr emphatisch und können unterstützend wirken. Oft fühlen sich Menschen von ihnen angezogen, weil sie sich hier verstanden und angenommen fühlen.

 

Wie wird man Sensibel?

Entweder ist die Hochsensibilität angeboren, geschult oder oft wird sie in der Kindheit durch ein Trauma ausgelöst. Die Kinder lernen besonders vorsichtig zu sein und auf die jede Kleinigkeit zu achten, was sich mit der Zeit immer verstärkt.

In Studien wurde gezeigt, dass ein Grund auch die veränderten sozialen Bedingungen sein können, immer mehr Menschen leben allein, es wird schnelllebiger, Bindungen werden nicht mehr so tief eingegangen, große Familien gibt es nur noch selten. Der Halt in der Gesellschaft fehlt oft. Der Leistungsdruck führt zu Unzulänglichkeiten, Selbstzweifeln etc.

Darüber könnte man Bände schreiben.

Kann man aber Sensibilität lernen?

Ja, da bin ich sicher. Ich werde da noch in meinem Teepart darauf eingehen.

Fluch oder Segen?

Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht so genau. Meine Intuition ist sehr gut und leitet mich mit einem guten Körpergefühl sehr gut durchs Leben.

Hochsensible haben eine erhöhte Wahrnehmung, Gefühl und die Verarbeitung ist sehr ausgeprägt. Das führt oft  zum Gefühl des Scheiterns, der Unsicherheit und Schuld. Selbstreflexion kann eine Gabe sein, für Hochsensibilität ist es aber auch ein Fluch. Denn sie fühlen sich oft unzulänglich, schuldig, nicht ausreichend oder einfach nur doof.

Man tendiert zum Ausweichen, Vermeiden oder zum Rückzug und dem Alleinsein. Manche, wie ich zum Beispiel, suchen das Abenteuer und wollen ihre Sinne immer wieder neu herausfordern. Langeweile, stupide Aufgaben nehmen diese Menschen sehr mit und überfordern sie. Das ist ein sehr gespaltenes Gefühl, einerseits will man etwas Neues erleben, andererseits kann es schnell überfordern. Ich ziehe mich in diesen Zeiten dann lange zurück und will weder reden, noch jemanden sehen. Wer meine Grenzen übertritt, lernt mich dann meistens von einer nicht so lieben Seite kennen.

Die Teekunst als Insel der Stille

Einige Jahre gibt es nun meinen Podcast schon und ich habe viele Teemenschen interviewt, viele dieser Menschen waren hochsensibel und ihre Geschichten glichen der meinen sehr. Jeder hat auf seine Art den Tee gefunden oder sollte ich sagen, der Tee hat sie gefunden?

Für viele meiner GesprächspartnerInnen ist Tee eine Insel der Stille. Ein Insel in der sie, oft allein, sich entfalten können und ihre Wahrnehmung schulen und weiter entwickeln. Das bringt mich auch dazu zu sagen, dass Tee sehr wohl die Möglichkeit schafft, sensibler zu werden. Warum man das wollen würde, dazu später.

Die Teekunst schafft einen Raum in dem man, man selbst sein kann. Hier ist man richtig weil es hier kein Falsch gibt. In dieser Welt wird man so oft als Falsch, Schuldig, Doof oder anders bezeichnet, wenn man nicht der Norm entspricht. Dem Tee ist es egal, wer Du bist.

Ich stelle auch immer wieder fest, wenn ich mit anderen Menschen Tee trinke, dass keine Überforderung meinerseits stattfindet. Es gibt hier einfach keine Bewertung des anderen. Beim Tee bist Du…

Das lässt sich sicherlich auch anders erreichen, dennoch finde ich die Möglichkeit, mit den Sinnen zu arbeiten, wundervoll. Alles hat seinen Platz und ich kann mich in meiner Kreativität austoben.

Zartes Geschirr, feine Düfte, leises Plätschern von Wasser  – alles ist irgendwie zart und sanft. Nichts was überfordern könnte. Der Geschmack liegt in meiner Hand. Es liegt an mir, den Tee auszuwählen, der mir heute gut tun wird und den ich genießen möchte.

Ja, Tee ist auch gesund. Dennoch geht es mir persönlich eher um das Teezubereiten. Alles hat seinen Platz und weder meine Ohren, noch meine Nase, noch mein Geschmack wird überfordert. Menschen die sich zu mir an den Teetisch begeben, sind meist sehr zurückhaltend und werden nach einer Weile ruhiger.

Ein weiterer Aspekt der Teekunst ist das Erleben des Tees. Jeder Tee ist anders. Aber auch ein und derselbe Tee können, zu verschiedenen Zeiten genossen, einen komplett anderen Geschmack und Geruch haben. Das macht es spannend und jeder kann so auf sanfte Weise auf Entdeckungsreise gehen.

Ich fragte einen Freund von mir, warum er Tee trinke und er antwortete:

“Mein Leben ist so langweilig und eintönig, der Tee gibt mir Lebensfreude und lässt mich jedes Mal etwas neues entdecken.”

Mich hat die Antwort damals sehr schockiert und ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen. Doch sie bringt es auch auf den Punkt. Du entdeckst Dich jedes mal neu und findest neue Geschmackssorten und Gerüche. Die Wärme des Tees schenkt Geborgenheit, genau wie die immer gleichen Abläufe Dir Sicherheit geben, aber das Resultat ist jedes mal anders.

Mich hat der Tee mutiger gemacht, er hat mich eine Sprache lernen lassen, mich auf unbekannte Gebiete geleitet und mich gelehrt, immer wieder neugierig auf das Leben zu sein.

Warum sollte man aber als normaler Mensch sensibler werden wollen?

Ach, die Welt der Gefühle, an manchen Tagen wirft sie mich aus der Bahn und lässt mich mit dem Leben plötzlich nicht mehr klarkommen. Ich kenne aber auch eine Zeit, da habe ich kaum noch gefühlt, das Leben wurde plötzlich automatisch und stumpf. Es wurde zum Alltag und auf eine Art einseitig. Es plätscherte vor sich hin.

Viele Menschen sind süchtig nach starken Gefühlen, dabei ist es egal ob es Schmerz, Angst, Liebe oder Hass ist. Hauptsache intensiv. Es gibt einem das Gefühl, lebendig am Leben zu sein. Eintönigkeit hingegen nicht.

Beide Extreme sind nicht sehr erstrebenswert. Im Buddhismus sagen wir, dass man das Leben als Fluss sehen und Extreme meiden sollte. Das hält den Körper und Geist gesund. Denn ist der Geist krank, wird der Körper folgen. Das ist automatisch so. Extreme Emotionen lösen chemische Reaktionen aus und geben diese ins Blut. Hat man diesen Cocktail zu lange, wird man krank.

Hochsensible Menschen haben ein sehr gutes Gefühl für ihren Körper. Sie wissen genau, was Ihnen gut tut und was sie besser sein lassen sollten. Sie essen, wenn sie wirklich Hunger haben und die Portionen, die ihnen gut tun. Natürlich kann ich hier nicht alle über einen Kamm jagen, aber die, die ich kennenlernen durfte, waren so. Das können “normal sensible” von ihnen lernen. Ein weiterer Vorteil von einer hohen Sensibilität ist es, dass sie wissen, welche Menschen ihnen gut tun und welche nicht. Das setzt natürlich voraus, dass sie sich mit ihrer Gabe auseinandergesetzt haben und sich ihrer selbst bewusst sind. Ich wusste lange Zeit nicht, was mit mir nicht stimmt. Warum reagiere ich bei bestimmten Sachen so tief, während es andere gar nicht juckt. Warum fühle ich, was ich fühle? Es ist so tief und mein Gegenüber kann es einfach nicht wahrnehmen? Was stimmt mit mir nicht? Es ist alles in Ordnung, ich sehe einfach nur hinter die Fassade, die mein Gegenüber aufgebaut hat. Doch ändern kann ich die Wahrnehmung des anderen nicht, das muss ich noch lernen.

Quellenangaben:

https://www.aurum-cordis.de/forschungsstand-hochsensibilitaet
https://www.zauberhaut.coach/blog/hochsensibilitaet-ursache-neurodermitis-allergie/
https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/39949-es-ist-keine-krankheit.html

 

Warum fühle ich, wie ich fühle

 

 

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