Wer mich einmal auf einem Event, einer Teezeremonie oder einem Workshop erlebt hat, glaubt es kaum. Doch mich plagen sehr oft Selbstzweifel.
Bin ich auf dem richtigen Weg und will das überhaupt jemand sehen und erleben, was ich über 20 Jahre lernte? Eine Geschichte vom diesjährigen Teefestival in Prag und was dann passierte möchte ich heute mit Dir teilen. Ich teile die Geschichte, um Dir Mut zu machen, Mut das zu leben, was Dir wichtig ist. Du kannst es nicht jedem Recht machen aber es wird Menschen geben, die das inspiriert, was Du zu sagen hast. In der Welt des Tees, gibt es keine Fehler, nur Wahrnehmungen und da ist jeder anders und erlebt auch die Dinge anders.
Schon seit Jahren wollte ich zu einem der größten Teefestivals in Europas, zum Cajomir nach Prag. Nachdem ich das Businessforum des Teefestivals in Berlin moderieren durfte und dort auch div. Workshops und Vorführungen gab, interessierte mich dieses Fest brennend. Ich sah die Bilder in den sozialen Medien. Dort konnte jeder der wollte für die Besucher Tee zubereiten. Ein buntes Treiben von Menschen die gern Tee trinken und Teemeistern die gern Tee ausschenken. Etwas für mich, doch drückte ich mich davor. Jedesmal fand ich eine andere Ausrede nicht hinzufahren. Dabei ist der Weg von Berlin nach Prag mit 3,5 Stunden wirklich nicht so weit.
Dieses Jahr fragte mich Lei, von Greens Germany, einem Teegroßhändler, ob ich nicht Lust hätte, dort seine Tees zu präsentieren. Wieder fand ich Ausreden, mein Auto wäre kaputt (das stimmte auch), ich müsse die Kinder unterbringen, Arbeit und so weiter. Doch Lei lies nicht locker und ich bin ihm sehr dankbar dafür.
Mit einem Leihwagen fuhr ich also Freitag nachmittags, nach der Arbeit und dem Abholen der Kinder von Schule und KITA und Absetzten bei Oma, los nach Prag. Ich hatte Hörbücher dabei, konnte die Autofahrt sehr genießen und gleichzeitig an meinem Mindset arbeiten (Ich las Autobiografie eines Yogis). Meine Teesachen waren im Auto verstaut. Als ich in der Mitte der Strecke ankam, merkte ich, dass ich die Tees zum verkaufen vergessen hatte. Ich hatte nur die Tees zum Servieren dabei. Dabei stand alles vorbereitet zu Hause herum.
Prag
Ich kam abends an und ging gleich zu einem Essen, das für die internationalen Teilnehmer organisiert wurde. Wundervoll, vorab schon alle zu sehen und natürlich kannte ich bereits das ein oder andere Gesicht – entweder persönlich oder durch meine Social Media Kontakte.
Die Tee CommuniTEA ist wirklich wundervoll! Nach dem Essen gingen wir noch auf einen “Samurai Shot” in den gleichnamigen Laden. Ein Open Air Drink mit Musik und spannenden Teegetränken.
Das Teefestival
Anders als in Berlin findet dieses Festival jedes Jahr im Freien statt. Jeder der möchte kann hier Tee für die Besucher zubereiten. Ich hatte Sitzkissen und einen kleinen Tisch dabei und natürlich meine Teesachen.
Erst einmal war es gar nicht so einfach, die Veranstaltung zu finden. Ich kam gegen 10 Uhr an und hatte das Gefühl, dass alle anderen bereits anwesend waren. Ich lud das Auto aus und baute meinen kleinen Teetisch auf. Dann erst sah ich mich um.
Alle anderen Teehäuser hatten schon Besucher, obwohl das Festival noch gar nicht eröffnet war. Ich kam mir allein und verloren vor, so als würde ich nicht dazu gehören. Die Menschen liefen an mir vorbei und setzten sich woanders hin.
Was ist wenn keiner zu mit kommt?
Was wäre wenn mein Tee nicht schmeckt?
Wenn meine Zubereitung nicht gut ist?
Was ist wenn keiner meine Geschichten hören will?
Wie sieht es aus, wenn alle anderen Teehäuser voll sind aber mein Teetisch leer bleibt?
Bin ich umsonst hier her gefahren?
Meine Gefühle waren aufgewühlt und plötzlich hatte ich Angst vor dem was vor mir lag. Ich hatte Angst zu versagen und doof an meinem Teetisch zu sitzen. Über 20 Jahre Erfahrung und doch werde ich jedes Mal von dieser Angst ergriffen und bin drauf und dran hinzuwerfen und zu fliehen, aufzugeben und nicht weiter zu machen. Eigentlich sollte mich die Erfahrung eines besseren Belehrt haben?!
Die Coins
Das Cajomir Teefestival hat eine wunderbare Tradition. Jeder der ein Ticket kauft, bekommt eine Keramik Münze. Diese Münze kann dem “Teehaus” gegeben werden, das man am besten findet. Eine wundervolle Tradition wie ich finde. Drückt sie doch Respekt und Anerkennung für den Teemeister, der seine Geschichten und seinen Tee mit jemanden teilt, aus.
Ein Teemeister wird, sobald er am Teetisch platz nimmt und Gäste empfängt, zum Diener seiner Gäste. Er verschenkt Tee und Inspiration. Der Tee wird für das jeweilige Event individuell und sorgsam ausgewählt. Ich wähle meine Tees so, dass sie ein Gefühl oder eine Erfahrung bei meinen Gästen hinterlassen. Jeder soll, der von meinem Teetisch aufsteht, so mein Wunsch, um eine Erfahrung reicher sein. Egal, ob er schon Profi oder noch Anfänger ist.
Mein Teehaus
Nun war mein Teehaus aufgebaut und ich wurde immer verzweifelter. Plötzlich hüpfte eine Kröte, durch das noch nasse Gras, an meinem Teetisch vorbei. Mein erster Gast! Dann kam ein weißer Schmetterling vorbei und drehte seine Kurven um mich. Innerlich wurde ich ruhiger. Wenn das meine beiden einzigen Gäste für den Tag sein sollen? OK, das reicht eigentlich auch aus! Ich erhob mich und holte heißes Wasser, erdete mich und begann die erste Schale Tee für mich zuzubereiten. Dann geschah die Magie, die Gäste kamen und ich stand bis 19 Uhr nur noch auf, um heißes Wasser zu holen.
Als der erste Gast nach einigen Geschichten und Gesprächen mir seine Keramik Münze auf den Tisch legte und sich bedankte, liefen mir fast die Tränen über die Wange vor Dankbarkeit. Ich hatte zu keiner Minute damit gerechnet überhaupt eine Münze zu bekommen, nicht weil ich es nicht verdiente oder weil ich nicht gut genug war, sondern schlichtweg weil die Konkurrenz einfach sehr groß ist. Manche Gäste verließen den Teetisch und kamen am Ende des Festivals zurück um mir Ihre Münze zu geben. Am Ende des Tages zählte ich 12 Münzen!
Hier ein paar Eindrücke:
Nun bin ich schon ein paar Tage wieder zu Hause und genieße immernoch die Eindrücke und die tolle Athmosphäre.
Noch mehr Magie geschah nach dem Festival, denn ich wurde nicht nur gefragt, ob ich nächstes Jahr wieder dabei bin. Ich wurde auch gefragt, ob ich eine Rolle in der Organisation übernehmen möchte. Was genau das ist, das kann ich noch nicht verraten.
Selbstzweifel, wozu sind diese gut? Mich erfüllen sie mit Demut und Dankbarkeit im Nachhinein. Nichts ist gegeben, alles ist verdient. Ich darf mehr an mich glauben. In meinen Workshops habe ich auch diese Zweifel, diese ermutigen mich aber, mich besser vorzubereiten und wecken meine Kreativität.
Kennst Du auch diese Zweifel?
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