Zwischen Tempeln, Tränen & Tee – ein Tag voller Magie in Lumbini

Der Tag begann mit Regen. Nicht irgendein Regen, sondern ein prasselndes Gewitter, das Pokhara in ein Tal aus Tropfen verwandelte. Die Luft vibrierte, das Tal schien stillzustehen. Unser Abflug stand auf der Kippe – denn in Nepal starten die kleinen Inlandsflieger nur auf Sicht. Und doch: Um Punkt 10:30 Uhr öffnete sich der Himmel. Der Regen verstummte. Wir packten unsere Taschen, verabschiedeten uns vom grünen Resort-Hotel und fuhren zum Flughafen.

Die Ankunft in Bhairahawa – zwischen Gepäck und Gerüchen

Der Flughafen von Bhairahawa – ein Ort wie aus einer anderen Zeit. Die Gepäckausgabe? Ein kleiner Flur, ein Tresen, ein paar Hände. Keine Elektronik, kein Röntgen. Nur Stimmen, Gewusel, ein Geruchsgemisch aus Menschen, Staub, Hitze. Hier landen wir. Hier beginnt Lumbini.

Der Tod zieht durch die Straßen

Auf dem Weg in die Stadt sehen wir einen Trauerzug. Hinten Motorräder, davor ein Hund, der einem Wagen mit geschmückten Frauen folgt. Davor: Fahrräder, Menschen, Musik. Ganz vorne, offen für alle sichtbar: die Leiche. Um sie herum tanzt das Leben. Es wird gesungen, geklatscht, gewürdigt. Der Tod ist hier Teil des Alltags. Sichtbar. Selbstverständlich. Und vielleicht deshalb auch so viel weniger furchteinflößend.

Die Gebete von Lumbini

Wir fahren weiter zu den Tempelanlagen. Heute ist ein großes Friedensgebet angesetzt, Pilgergruppen aus aller Welt strömen durch die Anlage. Besonders der deutsche und der chinesische Tempel berühren uns. Mönche beten, rezitieren, singen. Ihre Stimmen tragen sich über das weite Gelände.

Und wir? Wir sind mittendrin. Hochgewachsene Fremde unter zahllosen Gläubigen. Immer wieder werden wir angesprochen, um Fotos gebeten. Lumbini lebt, atmet, fühlt.

Kulinarische Pause & leise Schritte

Wir essen in einem kleinen Punjabi-Restaurant. Einfach, vielleicht nicht perfekt sauber. Aber voller Herz. Der Masala Chai mit Honig ist eine Offenbarung, das Palak Paneer authentisch und wärmend.

Auf dem Weg zum heiligen Garten zieht Ruhe ein. 32 Grad, die Hitze fließt aus dem Tag. Wir schlendern zwischen Jasminenblüten, sehen Affen, die über Laternen turnen, vorbei an Palmen, Gebetsfahnen und Pilgern.

Die heiligste Stätte: Geburtsort Buddhas

Dann stehen wir da: vor dem Ashoka-Stein, den Ruinen des Geburtsortes Siddharthas. Es ist still. Der Teich, in dem seine Mutter badete, liegt ruhig da. Schildkröten schwimmen, Blumen schwimmen, Stimmen flüstern.

Ich zünde Räucherstäbchen an. Drei. Langsam. Bewusst. Ich bete.

Ein Priester winkt mich zu sich. Segnet mich. Wickelt ein Armband um mein Handgelenk. Und legt mir einen weißen Schal um. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß nur, dass ich tief berührt bin.

Wiederkehrende Magie

Es ist nicht das erste Mal auf dieser Reise. Schon in Kathmandu wurden wir gesegnet, schon im Tempel der Kali wurde ein Band gelöst. Und nun wieder. Nepal schenkt uns diese Momente, die nicht laut sind, aber unvergesslich.

Vom Duft des Jetzt

Zurück im Hotel springen wir in den Pool. Die Hitze klebt noch an uns. Doch innerlich ist es leicht. Vielleicht, weil der Regen aufgehört hat. Vielleicht, weil die Reise etwas in uns bewegt. Vielleicht, weil der rote Faden dieser Reise nicht nur durch die Städte, sondern auch durch unser Inneres führt.

Reflexion: Das Unsichtbare sehen

In den Gassen von Kathmandu, im Blick eines Sadhu, in den Bergen von Pokhara oder zwischen den Gebeten von Lumbini – diese Reise spricht eine andere Sprache. Eine leise. Eine, die du nur hörst, wenn du still wirst. Vielleicht ist das das Größte, was Tee und Tempel gemeinsam haben: Sie lehren dich das Zuhören.

Beitrag Teilen