Kathmandu erwacht früh. Die Stadt pulsiert, summt, lebt – ein Mosaik aus Farben, Klängen und Gerüchen. Heute tauchen wir ein in ihre spirituelle Tiefe, besuchen drei bedeutende Tempelanlagen und lassen uns von der Kultur Nepals verzaubern.



1. Swayambhunath – Der Tempel des Lichts
Unser erster Halt ist der Swayambhunath-Stupa, auch bekannt als “Affentempel”. Dieser buddhistische Stupa thront majestätisch auf einem Hügel westlich von Kathmandu und ist einer der ältesten seiner Art, mit Ursprüngen, die bis ins 5. Jahrhundert zurückreichen.
Die goldene Kuppel mit den allsehenden Augen Buddhas blickt in alle Himmelsrichtungen. Umgeben von kleineren Schreinen und Tempeln bietet der Ort eine beeindruckende Aussicht über das Kathmandu-Tal.
Besonders beeindruckend ist das friedliche Miteinander von Mensch und Tier: Affen klettern über die Dächer, ohne zu stören, während wilde Hunde ruhig in der Sonne dösen. Die Atmosphäre ist durchdrungen von Räucherstäbchenduft und dem Klang von Gebeten.
2. Pashupatinath – Wo der Tod sichtbar wird und das Leben leuchtet
Am Ufer des Bagmati-Flusses erhebt sich der Pashupatinath-Tempel, ein heiliger Ort des Hinduismus, der dem Gott Shiva geweiht ist. Nicht-Hindus ist der Zutritt zum innersten Heiligtum verwehrt, doch die Atmosphäre dieses Ortes ist auch von außen spürbar.
Während wir die steinernen Stufen entlangschreiten, begegnen uns zwei Sadhus – heilige Männer, deren Körper mit Asche bedeckt sind und deren Augen eine tiefe Ruhe ausstrahlen. Mit einer Geste scheuchen sie andere Touristen fort und winken mich zu sich. Einer von ihnen bindet mir ein Armband ums Handgelenk, der andere malt mir einen Punkt auf die Stirn – ein Zeichen des Segens. In diesem Moment fühle ich mich verbunden mit einer spirituellen Welt, die jenseits des Sichtbaren liegt.
Unweit von uns finden die Einäscherungszeremonien statt. Auf den Ghats, den steinernen Stufen am Flussufer, werden die Verstorbenen auf Holzstößen verbrannt. Die Körper, in weiße Tücher gehüllt und mit Blumen geschmückt, werden von ihren Familien begleitet. Die Asche wird anschließend dem Fluss übergeben, der in den heiligen Ganges mündet.
In dieser Offenheit des Todes liegt eine tiefe Weisheit: Wenn der Tod präsent ist, wird das Leben intensiver empfunden. Jeder Atemzug, jeder Moment gewinnt an Bedeutung. Das Bewusstsein der Vergänglichkeit schenkt dem Leben Tiefe und Wert.
Pashupatinath lehrt uns, dass Leben und Tod untrennbar miteinander verbunden sind – zwei Seiten derselben Medaille, die in einem ewigen Kreislauf miteinander tanzen.





3. Boudhanath – Wo der Wind die Gebete trägt
Unser letzter Halt ist der Boudhanath-Stupa, einer der größten buddhistischen Stupas der Welt und ein Zentrum des tibetischen Buddhismus in Nepal. Der Stupa ist ein Symbol für Frieden und Harmonie und zieht Pilger aus aller Welt an.
Beim Betreten des Geländes durch ein Tor lassen wir den Lärm der Stadt hinter uns und finden uns in einer Oase der Ruhe wieder. Wir genießen eine Tasse nepalesischen Tee und traditionelle Momos, während wir die Atmosphäre auf uns wirken lassen.
Über uns flattern bunte Gebetsfahnen im Wind, jede Farbe symbolisiert ein Element:
Blau – Himmel
Weiß – Luft
Rot – Feuer
Grün – Wasser
Gelb – Erde
Diese Fahnen tragen Gebete und Segenswünsche in alle Richtungen und erinnern uns an die tiefe spirituelle Bedeutung jedes Details in der nepalesischen Kultur.
Nach einem Tag voller Eindrücke, Gerüche und spiritueller Begegnungen kehren wir zurück ins Hotel. In der Stille unseres Zimmers genießen wir eine Tasse heißen nepalesischen Tees und lassen die Erlebnisse des Tages Revue passieren.