Zweiter Tag in Edinburgh – zwischen Tee, Stille und Geschichte

Der zweite Tag begann ruhig. Kein frühes Aufstehen, kein Hetzen. Wir frühstückten entspannt, tranken Tee und planten unsere Weiterreise in die Highlands – Auto mieten, Route klären, Hotels suchen. Ein Morgen, getragen von Vorfreude und Gelassenheit.

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Clarinda’s Tearoom – ein Ort wie aus der Zeit gefallen

 
Gegen elf Uhr führte uns der Weg zum Clarinda’s Tearoom, einem kleinen Juwel am unteren Ende der Royal Mile. Seit 1976 werden hier Scones, Kuchen und Sandwiches serviert – in einem Raum, der kaum acht Tische fasst, voller Blümchentapeten, Vitrinen und Porzellantassen.
 
Wir mussten eine halbe Stunde warten, so groß war der Andrang. Doch die Geduld lohnte sich. Wir wurden durch den kleinen Raum geführt und fanden draußen einen Platz. Dort servierte man uns einen der besten Karottenkuchen, die wir je gegessen haben – saftig, süß, würzig – zusammen mit einem einfachen English Breakfast Tea im Teebeutel. Eine Kombination, so schlicht wie vollkommen. Sogar mein Partner, der Schwarztee sonst meidet, trank ihn voller Genuss.
 
Während wir draußen saßen, blieb das Wetter freundlich. Erst als wir fertig waren, setzte Regen ein. Wir gingen beide hinein – einer von uns war schneller fertig, der andere brauchte noch etwas mehr Zeit. Und als wir schließlich wieder gemeinsam hinaustraten, war der Regen schon vorbei. Sonne, Regen, Sonne – ein Wechselspiel, das uns den ganzen Tag begleiten sollte.
 
 
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Canongate Kirkyard – die Stille der Geschichte

 
Unser Weg führte weiter zum Canongate Kirkyard, einem alten Friedhof aus dem späten 17. Jahrhundert. Hier ruhen bekannte Namen wie Adam Smith oder Robert Fergusson. Doch wichtiger als die Berühmten war die Atmosphäre: still, ehrwürdig, beinahe zeitlos.
 
Zwischen den Monumenten, den alten Grabsteinen und der Ruhe fühlte es sich an, als ob die Stadt für einen Moment innehielt. Die Sonne schien, und wir gingen schweigend, jeder für sich – und doch verbunden.
 

Der Palace of Holyroodhouse – ein Blick von außen

 
Von dort schlenderten wir weiter bis zum Palace of Holyroodhouse, der offiziellen Residenz der britischen Monarchen in Schottland. Einst aus einer Abtei des 12. Jahrhunderts hervorgegangen, wurde er im 16. Jahrhundert unter James IV. zu einem Palast ausgebaut. Maria Stuart lebte hier, und viele Dramen der schottischen Geschichte sind mit diesen Mauern verbunden.
 
Wir betrachteten ihn von außen. Eindrucksvoll, majestätisch, erfüllt von Geschichte. Doch wir entschieden uns, nicht hineinzugehen. Der Tag war schon voller Eindrücke, und am Nachmittag wartete das Edinburgh Castle. Man muss nicht jede Tür öffnen, um Geschichte zu spüren.
 

Die Royal Mile – Leben zwischen Gassen und Gauklern

 
Wir gingen die Royal Mile hinauf in Richtung Castle. Links und rechts reihten sich kleine Geschäfte, wir machten viele Fotos, und natürlich konnte ich es nicht lassen, in fast jede schmale Gasse zu blicken. Mein Kopf, stets vom Mystischen angezogen, fand in Edinburgh unzählige kleine Geschichten in Stein und Schatten.
 
Wir probierten Fudge – köstlich, cremig, aber süßer, als man es lange erträgt. Wir aßen Fish & Chips, während draußen wieder Regen fiel, der verschwunden war, sobald wir wieder hinaustraten. Straßenkünstler spielten, Gaukler unterhielten, Dudelsackklänge mischten sich in die Luft.
 
Obwohl wir den Tag langsam begonnen hatten, kamen wir fast zu spät zum Castle – so sehr hatten uns die Umwege gefangen genommen.
 

Edinburgh Castle – zwischen Krieg und Krone

 
Dann stand es vor uns: Edinburgh Castle, majestätisch über der Stadt.
 
Eine kurze Zeitreise
~900 v. Chr.: erste Besiedlung des Castle Rock in der Eisenzeit.
 
11. Jh.: unter Malcolm III. erste königliche Gebäude.
 
1130: Bau der St. Margaret’s Chapel, heute das älteste erhaltene Gebäude Edinburghs.
 
16. Jh.: Ausbau zum königlichen Palast unter James IV.
 
Wir betraten die Burg mit Audioguide. Und sofort war da diese Energie: schwer, von Jahrhunderten durchdrungen. Unten sahen wir Kasernen, Gefängnisse, die Spuren von Härte, Krieg und Tod. Oben hingegen den Palast, Räume für Könige und Königinnen, prunkvoll und erhaben.
 
Überall Kanonen. Relikte, die stumm und mächtig von Gewalt erzählten. Eine davon ist bis heute aktiv: die One O’Clock Gun, die seit 1861 täglich um Punkt 13 Uhr abgefeuert wird – einst Signal für die Schifffahrt, heute Tradition.
 

Philosophie zwischen Mauern

 
Mit jedem Schritt fragten wir uns: Ist es ein Heldentod wert – oder ist das Leben an sich nicht unendlich wertvoller?
Wir fanden keine Antwort. Wer stirbt, wird vergessen – und doch tragen die Mauern hier Namen von Gefallenen über Jahrhunderte hinweg. Manche leben in der Erinnerung, andere sind längst verschwunden.
 
Jeder Mensch möchte eine Spur hinterlassen. Aber ist es das wert, schon mit fünfzehn auf dem Schlachtfeld zu sterben, weil ein Mann in Strumpfhosen und Perücke befiehlt, dass es das Land verlange? Wir glauben nicht. Freiheit zu verteidigen hat seinen Preis, aber der Verlust junger Leben bleibt eine offene Wunde.
 

Die Krone über dem Blut

 
Oben besuchten wir den Crown Room. Dort liegen die Honours of Scotland – Krone, Szepter und Schwert, die ältesten Kronjuwelen Großbritanniens. Lange Zeit vergessen, bis sie 1818 durch Sir Walter Scott wiederentdeckt wurden.
 
Der Kontrast war greifbar: unten die einfachen Soldaten, die in die Schlacht geschickt wurden, oben die Elite, die in Prunk und Macht lebte. Zwischen Blut und Glanz lag nur ein Hof.
 

Sonne, Wolken, Mystik

 
Und doch war da die Natur, die das Bild verwandelte. Während wir über die Mauern schauten, brach die Sonne durch die Wolken. Türme und Kuppeln glänzten, der Himmel spielte mit Licht und Schatten. Es war, als würde die Stadt selbst ihre Geschichte inszenieren.
 
Für einen Moment verband sich alles: Krieg und Krone, Geschichte und Gegenwart, Stein und Licht. Und wir standen mittendrin, dankbar für diesen Augenblick.
 

Rausgeworfen im goldenen Licht

 
So sehr uns das Castle in seinen Bann zog – irgendwann war Schluss. Offiziell heißt es, die Burg schließe um 18 Uhr. In Wahrheit bedeutet das: Um 18 Uhr muss alles leer sein. Schon zwanzig Minuten vorher begann man, uns hinauszuschicken.
 
Ein kleiner Wermutstropfen blieb: Der Eintrittspreis ist nicht gering, und wir hätten uns gerne noch mehr angesehen. Vor allem das Foto der Kuppeln, die im goldenen Licht der Abendsonne strahlten, blieb mir verwehrt. Ein Bild, das ich im Herzen trage, aber nicht mit nach Hause nehmen konnte.
 
Wir arrangierten uns, verließen die Burg und schlenderten die Royal Mile zurück zu unserem Airbnb. Die Stadt vibrierte noch, doch für uns durfte der Tag nun still enden. Voller Bilder, voller Gespräche, voller Eindrücke.
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Damit auch meine Community diese Reise miterleben kann, habe ich eine kleine Schottland-Box zusammengestellt. Sie enthält:
 
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Jede Sorte gibt es mit jeweils 15 Gramm. Ein weiterer Tee kommt noch hinzu – frisch entdeckt auf dieser Reise.
 
🌿 Da ich im Koffer nur begrenzt Platz habe, bringe ich nur wenige Boxen mit.
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