Die Reise durch die Highlands ist mehr als nur eine Fahrt von A nach B – sie ist ein Eintauchen in ein Land, das zwischen Geschichte, Natur und Mythen lebt. Unser fünfter Tag in Schottland führt uns von der stillen Ruhe am Loch Ness über Urquhart Castle bis hin zum berühmten Glenfinnan Viaduct und schließlich nach Oban, der kleinen Hafenstadt an der Westküste.

Ein Morgen in stiller Ruhe
Die Nacht verbringen wir in einer kleinen Lodge, einfach ausgestattet, aber herrlich ruhig gelegen. Kein Frühstücksraum, keine Hotelroutine – nur Betten, ein Wasserkocher und absolute Stille. Doch genau das macht den Zauber aus: Am Morgen blicken wir aus dem Fenster in die grünen Highlands. Eine Birke vor dem Haus breitet ihr Blätterdach wie ein Schirm aus, darunter ein kleiner Tisch, an dem wir unser selbstgemachtes Frühstück genießen. Hinter dem Haus reifen Äpfel – und einer davon wandert frech in unsere Hände. Ein Moment voller Einfachheit, aber auch voller Glück.
Loch Ness – mystisch und schwer
Nur wenige Minuten entfernt liegt Loch Ness, weltbekannt durch seine Legenden. Wir wollen das Urquhart Castle besuchen, doch am Eingang stellt man uns zurück ins Dorf: Tickets gibt es nur online. Kein Empfang, also zurück – und wir ergattern mit Glück noch Plätze für 11:30 Uhr.
Die Wartezeit nutzen wir, um den See zu betrachten. Loch Ness ist mehr als ein Gewässer – er ist eine Erscheinung. Dunkel und tief, umringt von Bergen, wirkt er fast schwer, als trage er alle Geschichten, die sich um ihn ranken. Die dunkle Färbung des Wassers stammt übrigens von Torfpartikeln, die aus den Mooren und Flüssen ins Loch gespült werden. Dieses tiefe Braun lässt das Wasser geheimnisvoll wirken – und genau deshalb kann man so leicht an Monster glauben.



Urquhart Castle – Geschichte am Wasser
Direkt am Ufer thront die Ruine von Urquhart Castle, eine der meistbesuchten Burgen Schottlands. Ursprünglich im 13. Jahrhundert errichtet, war sie über Jahrhunderte Schauplatz zahlreicher Kämpfe zwischen Schotten und Engländern. Im 17. Jahrhundert wurde die Burg schließlich gesprengt, um sie unbrauchbar zu machen – übrig blieb die romantische Ruine mit einem der schönsten Blicke über Loch Ness.
Wir schlendern durch das Gelände, zwischen Mauern, die noch immer Geschichten erzählen. Es sind viele Touristen da, fast zu viele, und doch lassen wir uns Zeit.
Eine kleine Anekdote bleibt besonders hängen: Eine Gruppe von Enten watschelt wie selbstverständlich durch das Eingangstor, als wären sie tägliche Besucher. Sie halten inne, schauen nach links und rechts – und ziehen dann weiter, begleitet von den Kameras der verzückten Touristen. Ein Schmunzeln inmitten der alten Mauern.
Durch die Highlands – die Berge so präsent
Von Loch Ness führt uns die Straße weiter in die Highlands. Und dieser Abschnitt ist ein Geschenk: Die Straße windet sich durch Täler, vorbei an Hügeln, deren Gipfel in Wolken verschwinden. Wir kennen die Alpen, und doch – die Highlands sind anders. Rau, herb, mit Heidekraut und wilden Brombeeren bewachsen, wirken sie zugleich wild und beruhigend.
Immer wieder halten wir an, machen Fotos, lassen die Landschaft auf uns wirken. Die Berge sind nicht einfach Kulisse – sie sind präsent, sie stehen da, als hätten sie schon immer gewusst, dass wir kommen.



Glenfinnan Viaduct – Magie in Stein
Schließlich erreichen wir das Glenfinnan Viaduct, weltberühmt durch die „Harry Potter“-Filme. Hier fährt der Hogwarts-Express über die eleganten Bögen, und tatsächlich wirkt es fast magisch, dieses Bauwerk in der Realität zu sehen.
Das Viadukt wurde zwischen 1897 und 1901 erbaut, besteht aus 21 Bögen und überspannt das Tal auf einer Länge von 380 Metern. Es fügt sich sanft in die Landschaft ein, verbindet die grünen Hügel, als wäre es schon immer da gewesen. Von oben wirkt es eindrucksvoll, beinahe erhaben.
Viele Touristen teilen diesen Moment mit uns – auch einige lautstarke Reisegruppen, die die Stille stören. Doch selbst das kann die Wirkung nicht trüben. Hier oben spürt man die Verbindung von Natur und Baukunst, von Geschichte und Moderne.
Der Weg nach Oban – wenn der Weg das Ziel ist
Vom Glenfinnan Viaduct geht es weiter Richtung Oban. Und auf dieser Strecke gilt: Der Weg ist das Ziel.
Die Sonne sinkt, und das Spiel aus Licht und Wolken ist überwältigend. Wir halten gefühlt alle fünf Minuten an. Mal spiegelt sich das Rot und Orange des Sonnenuntergangs in einem Loch, mal thront eine kleine Burg auf einem Felsen mitten im Wasser. Einmal gehen wir direkt ans Ufer, sammeln Muscheln zwischen weißen Steinen, hören das Rauschen der Wellen, fühlen die raue Luft und sehen doch das sanfte Licht des Abends.
Die Zeit vergeht, ohne dass wir es merken. Aus der geplanten Ankunft um 18:30 Uhr wird weit nach 20 Uhr – doch es fühlt sich nicht wie Verspätung an, sondern wie ein Geschenk. Jeder Halt, jeder Blick ist ein Stück Schottland, das wir mitnehmen.



Ankunft in Oban – stilles Finale eines großen Tages
Als wir schließlich in Oban ankommen, empfängt uns die kleine Hafenstadt ruhig und gelassen. Kein lautes Finale, kein spektakulärer Höhepunkt – einfach nur ein Ankommen nach einem Tag voller Eindrücke.
Gerade in dieser Schlichtheit liegt die Schönheit: Wir sind da. Voller Bilder im Kopf, voller Geschichten im Herzen – und gespannt, was der nächste Tag bringen wird.
✨ Fazit:
Dieser Tag vereinte alles, was einen Roadtrip durch Schottland ausmacht: die Mystik von Loch Ness, die Geschichte von Urquhart Castle, die Magie des Glenfinnan Viaducts und die wilde Schönheit der Highlands. Für Fans von Outlander und den Romanen von Diana Gabaldon („Feuer und Stein“) sind es vertraute Landschaften, für Reisende sind es unvergessliche Momente.