Chinesische und Taiwanesische Oolongs im Vergleich als Reihe von Hellgrün nach Dunkel geröstet.
Bei diesem Teeseminar war ich regulär zahlender Kunde und beschreibe nur meine persöhnlichen Eindrücke.
Nannuoshan als Teelokal ist Geschichte. Ich schrieb dazu im blog und hänge dem immer noch etwas nach. Umso mehr freute es mich, zu hören, dass es auch weiterhin Nannuoshan in Berlin zu erleben gibt. Zur “Exploring Tea workshop – Reihe” in der “SomoS” Gallerie am Kottbusser Damm war ich eingeladen, an einem Seminar zum Thema “Vergleich zwischen Chinesischen und Taiwanesischen Oolong” teilzunehmen. Schon der Ort, dieses aus mehreren Räumen, die früher sicher einmal ein großes Ganzes waren,bestehende, wirkte für mich interessant und durch seine Einrichtung ungewöhnlich. Ein kurzer Blick auf die Bilder im ersten Raum und wir versammelten uns in einem Nebenraum, der dagegen eher ernüchtend aber dadurch wenig ablenkend vom Tee wirkte.
Dimitri, der uns durch die Tees begleiten wollte, fühlte etwas vor, inwieweit wir mit dem Thema schon vertraut wären. Seminar ist immer “funktional” und bedeutet auch “Arbeit”, Mitarbeit und Beteiligung.
Los ging es mit einem sehr grünen Tee, dessen Duft mir sofort bekannt vorkam, so dass ich mir sofort drei Buchstaben (TGY) aufschrieb. Und richtig, war er ein Oolong aus Anxi, bekannt als TieGuanYin. Schon die trockenen Blätter mit ihrem leicht frischen Duft, grün, stellte bei mir Erinnerungen an vergangene Teeerlebnisse her. Das Aroma blumig, süß, etwas wie parfümiert mit Gras und vollem Mundgefühl, langanhaltend, war ein starker Auftakt dieses Teevormittags.
Der Ablauf immer ähnlich: erst werden die trockenen Blätter rumgereicht, die Teeschalen gespült, dann wird der Tee gespült, die feuchten Blätter im Gaiwan werden rumgerecht. Dann wird 3-4 mal aufgegossen und der Tee jedem in seinem Schälchen abgegossen. Dazu erzählte Dimitri viel Wissenswertes zu den Tees und Geschichten dazu im Zusammenhang.
Als zweiter dann ein Tee, der in seiner Erscheinung schon etwas ungewöhnlich daher kam. “Zhang Ping Shui Xiang, ein ebenfalls grüner Oolong aus Fujian, gepresst in kleinen Päckchens. Ich roch sofort ein Gewürz wie Kardamom. Der Tee selbst war etwas “schwierig”, da sich seine Kissenform nur zögerlich auflösen wollte. Zu Beginn war er etwas leicht und zurückhaltend im Geschmack, so dass ich etwas unschlüssig war, ob ich nicht sogar noch Aromen vom TGY davor verspürte. Jeder Aufguss wandelte sich bis hin zum 4., der, zu lange gezogen, heftig bitter und astringierend wirkte.
Beim dritten Tee, einem Rou Gui, dachte ich zuerst in die falsche Richtung, chinesisch, überaschend dann war er aus Taiwan und damit sofort stark präsent. Auch mit etwas dunklerer Färbung in der Teeschale, überzeugte er mich sofort mit seiner wärmenden Energie an diesem doch recht frischem Tag, wettermäßig. Langanhaltende Aromen, würzige Kräuter und Gewürze aber süß kam er daher und bestätigte für mich den taiwanesischen Aspekt des Oolongs. Für mich subjektiv auch am Teeblatt zu sehen, mit dunklem Rand, gegenüber den wie “abgefressen” wirkenden chinesischen Teeblatträndern.
Den vierten, noch ungetrunken, setzte ich auf Befragung hin instinktiv gleich hinter 3 vor 2 und 1 in der Bewertung, weil schon der Duft der trockenen Blätter neugierig machte. Anxi Tieguanyin, gerollt und klassisch verarbeitet aber nicht zur Lagerung geröstet, von Meisterhand mit sichtlichem Stolz von Dimitri vorgeführt, mit typischen Noten eines TGY aber auch leichter Cremigkeit im Abgang. Ja, das gefällt mir …
Und zum Abschluss dann am dunklen Ende der Reihe, überaschte uns noch der wenig gerollte, kohlegeröstete und gelagerte Tieguanyin von 1995 , der auch wärmend mit dunklern schokoladigen Aromen überzeugte. Und doch war das TGY typische wieder zu erkennen, das am Schluss den Kreis im finalen Aufguss des ersten Tees noch einmal bestätigt wurde.
Dieser Tee, auch von Meisterhand, reiht sich in meine Erfahrungsreihe ähnlicher Oolongs ein, weil er eben trotz seiner starken Kohleröstung die Aromen noch erkennen lässt.
Zusammenfassend möchte ich sagen, das mir dieser Teevormittag gefallen hat und ich trotz meiner Vorurteile gegenüber TGY, wegen zu oft getrunkener, nicht überzeugender Vertreter, in diesem Seminar, wieder angenehme Pluspunkte gegenüber dieser Teesorte einsammeln konnte. Ich denke gerade darüber nach, ob das Thema: “Vergleich zwischen Chinesischen und Taiwanesischen Oolongs” direkt etwas zu kurz besprochen wurde. Ich kann mir allerdings aus den vielen Datails selbst ein entsprechendes Bild zusammensetzen, was sich mit meinen bis dahin gesammelten Erfahrungen deckt.
Schon die Reihenfolge der Entwicklung der einzelnen Tees, so dann auch ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede waren interessant für mich, ein interessantes Erlebnis, wie Dimitri sie für uns gegossen hat, in seiner eigenen Art.
Wie es mit Nannuoshan weitergeht, wird sich zeigen. Dimitri als Veranstalter hat auf seine spezielle Art viel gezeigt und wird für mich nun eines der Gesichter von Nannuoshan sein.